Seminare, Workshop

Bildkorrekturen-Konferenz 2013: Reisefieber – Motor und Risiko

Tourismus als Motor und Risiko für Nachhaltige Entwicklung – Konferenz für Nachwuchsjournalistinnen und –journalisten vom 28. bis 30. November 2013 im Kulturzentrum Mohr-Villa in München-Freimann

Der Tourismussektor ist weltweit die größte Wachstumsbranche. Kein Gebiet scheint zu exotisch, kein Ziel zu entlegen, um nicht als Destination organisierter Reisen entdeckt und erschlossen zu werden. Doch wer profitiert davon? Oft sind es vor allem ausländische Unternehmen oder einheimische Investoren mit riesigen Hotelanlagen, Golfplätzen und Freizeitparks, die die Umwelt belasten. Kritische Berichterstattung zu diesen Themen ist selten. In keinem anderen Bereich des Journalismus ist die Nähe zu Werbung und Vermarktung größer.

Tourismus und Reisejournalismus werden in den „Bildkorrekturen 2013“ diskutiert. Eine Kooperation verschiedener Journalismus-Ausbildungsstätten und Engagement Global.

Vertiefungsthemen:
A: Ägypten: Vulnerabilität und Zerfall des Tourismussektors
B: Karibik/Kuba: Welche Entwicklungschancen stecken im Massentourismus
C: Grönland und Arktis: Die touristische Erschließung der letzten unberührten Flecken Erde

Bildkorrekturen 2013
Do – Sa, 28. – 30. November 2013,
in der Mohr -Villa Freimann, Situlistr 75, 80939 München
Anmeldung erforderlich an julia@schmitt-thiel.de

Ausführliche Beschreibung

Der Tourismussektor ist weltweit die größte Wachstumsbranche. Nach Angaben der Welttourismusorganisation der Vereinten Nationen (UNWTO) überstieg die Zahl der grenzüberschreitenden Reiseankünfte 2012 erstmals die Milliardengrenze – und die Einnahmen aus dem Tourismus beliefen sich auf mehr als eine Billion US-Dollar; fünf Prozent des weltweiten Bruttoinlandprodukts soll hier erwirtschaftet werden. Ganze Nationalökonomien leben primär vom Tourismus, 235 Millionen Arbeitsplätze bietet die Branche weltweit.

Die größten Zuwachsraten erzielt der Tourismus in den so genannten Entwicklungsländern. Kein Gebiet scheint zu exotisch, kein Ziel zu entlegen, um nicht als Destination organisierter Reisen entdeckt und erschlossen zu werden.

Doch wer profitiert davon? Der Tourismus in Ländern des Südens kann, wie der Informationsdienst für Tourismus und Entwicklung TourismWatch betont, „eine wichtige Brücke zwischen Menschen in Europa und Menschen in Entwicklungsländern“ sein. „Doch nicht immer nutzt er der Bevölkerung. Oft profitieren vor allem ausländische Unternehmen oder einheimische Investoren mit riesigen Hotelanlagen, Golfplätzen und Freizeitparks, die die Umwelt belasten.“ Für die meisten Menschen in den Urlaubsregionen, insbesondere des globalen Südens, bleiben nur niedrig bezahlte Dienstleistungsjobs – von den Auswüchsen wie Sextourismus zu schweigen. Landstriche werden massiv verändert, Küsten zubetoniert, vormals unberührte Regionen von Korallenriffs über Wüsten und Regenwälder bis zu Polar- und Hochgebirgsregionen werden zu Spielplätzen für kalkulierte Romantik und durchinszenierte Abenteuer. Kulturelle Gegensätze stoßen aufeinander und Traditionen werden als bunte Folklore vermarktet.

Ist nachhaltiger Tourismus eine bessere Alternative und lässt den Menschen in den Reisedestinationen mehr Chancen sich zu entwickeln? Doch welche Auswirkungen drohen, wenn der kollektive Drang zur individuellen Reise auch die letzten Winkel der Erde erobert? Gebiert nicht gerade der Traum, unverfälschte Kultur und unberührte Natur erleben zu wollen eine neue kulturelle und wirtschaftliche „Kolonialisierung“?

Kritische Berichterstattung zu diesen Themen ist selten. In keinem anderen Bereich des Journalismus ist die Nähe zu Werbung und Vermarktung größer. Tourismusunternehmen laden zu Pressereisen und Hotels bieten Gratisunterkünfte. Die Redaktionen müssen sparen, nehmen die Angebote dankbar an – und Journalisten setzen Länder, Ressorts, Restaurants gut ins Bild, berichten über Traumtrips, kreieren aus Lokalkolorit, Exotik und Wohlfühlbotschaften Fernweh. Fremdsein wird konstruiert, Stereotype werden kultiviert. Niemand will ein „typischer Touri“ sein – und doch machen alle mit im weltumspannenden (Reise-)Circus Maximus.

Welche Ansätze anderer Berichterstattung gibt es? Wie lassen sich die ökonomischen Möglichkeiten, die der Tourismus bietet, entwicklungspolitisch gewinnbringend nutzen, wie die ökologischen Folgen in den Griff bekommen? Welchen Beitrag kann die „Reiseindustrie“ zur Erreichung der Millennium Development Goals leisten? Diese und andere Fragen rund um den Themenkomplex Tourismus und Reisejournalismus werden in den „Bildkorrekturen 2013“ diskutiert.

„Bildkorrekturen“ bringt jedes Jahr zu einem Schwerpunktthema Studierende, Journalisten aus den betroffenen Ländern und deutsche Auslandskorrespondenten sowie Expertinnen und Experten aus dem Bereich der Entwicklungszusammenarbeit über Themen der Nord-Süd-Berichterstattung miteinander ins Gespräch.