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Vorbildlich: die Video-Plattform RoleUp

Junge Frauen haben zu wenig Vorbilder, die ihnen Mut zur Eigeninitiative machen, findet die Medientechnikerin Susanne Harnisch. Zusammen mit der Journalistin Frauke Vogel hat sie deshalb eine Video-Plattform gegründet. Auf „RoleUp“ werden Frauen vorgestellt, die einfach mal ihr Ding durchziehen – ein Betrag der njb edition aufbruch. 

Die Debatte um eine gendergerechte Arbeitswelt konzentriert sich gerne auf ein Kräftemessen. ProQuote – welches Geschlecht hat die besseren Führungsqualitäten? Wer versucht hier wen, ins Abseits zu drängen? Und dann kommen sie: die Listen von Frauen, die sich in der Männer- welt durchsetzen. Die Überfrauen, die Großkonzerne leiten und Chauvinisten das Fürchten lehren. Marissa Mayer, Angela Merkel, Angelina Jolie. Alles Beispiele dafür, dass Frauen heutzutage durchaus Macht, Erfolg und die obersten Sprossen der Karriereleiter erreichen können. Aber macht mir das Mut? Oder sind diese Frauen so weit gekommen, weil sie ungewöhnlich stark, talentiert und selbstbewusst sind, quasi Superkräfte haben? Hab ich Normalo da überhaupt eine Chance?

Frauke Vogel spricht nicht gern davon, dass sie auf RoleUp „starke Frauen“ präsentiert. „Es ist sehr individuell, was man als stark empfindet“, erklärt sie. Tatsächlich geht es in den rund sechs- minütigen Videos nicht um Superfrauen. Es geht um Frauen, die in die Offensive gehen und sich trauen, ihre Ideen zu verfolgen. Es geht um Katrin Lange, die dem Fatshaming die kalte Schulter zeigt und einen Plus-Size-Modeblog betreibt, weil sie eben will. Es geht um die Berliner Filmemacherin Joey Steffens, die ihre Leidenschaft als Kind entdeckt hat, als man ihr sagte, eine Regisseurin wäre die Bestimmerin am Filmset.

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Rückblende: Susanne Harnisch ist auf zahlreichen IT-Veranstaltungen unterwegs. Dabei fällt ihr auf, dass Frauen erst spät den Berufseinstieg wagen. Das führt sie darauf zurück, dass es den Jungen an Rollenmodellen fehlt. Sie startet ein Crowdfunding-Projekt, lernt darüber Frauke Vogel kennen. Ganz stolperfrei läuft es nicht bei RoleUp, mit dem Geld ist es schwierig. Aber die Videoplattform steht. Gerade läuft die erste Staffel, die die Kultur- und Kreativszene in den Fokus nimmt. Zusätzlich zu den Videobeiträgen schreiben die beiden Gründerinnen und Gastautoren im Blog, der „Wall of Fem“, über ihre persönlichen Vorbilder. Für Frauke Vogel ist das die Journalistin Carolin Emcke, die acht Jahre lang für den Spiegel in Krisengebieten unterwegs war. Susanne Harnisch schreibt hier über die amerikanische Dokumentarfilmerin Ellen Kuras, deren Team das erste war, das nach dem Krieg in Kambodscha drehen durfte. „Sie ist mein Vorbild, weil sie mich unglaublich beeindruckt hat. Mit der Ausdauer, mit der sie 20 Jahre an einer Geschichte und den Menschen dazu dran geblieben ist“, begründet Susanne.

Die Ausdauer, an einer Sache dranzubleiben, das Durchhaltevermögen, auch wenn der Erfolg vielleicht noch auf sich warten lässt. Das eint die RoleUp-Frauen. „Wenn du eine Sache machen willst und deine Idee selbst gut findest, dann trau dich. Pack es an“, ist Fraukes Tipp für alle, die noch am Anfang ihrer Laufbahn stehen. „Just do it“, brüllt uns Shia LaBeouf aus seinem YouTube-Video entgegen. Oder um es mit den Worten von Joey Steffens zu sagen: „Vielleicht liegt der Film ja mal bei einem DVD-Verleih, wer weiß. Aber jetzt müssen wir erstmal drehen!“

Linda Jessen sucht bei jedem Menschen die Facette, die für sie vorbildlich ist. Ihre erste Heldin war Pünktchen. Die hatte einen Dackel und hat Antons Schuh mit einem Kaugummi geflickt. Linda twittert unter @eineLinda.

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